Gedenken im Baranka Park
NEUER TERMIN 02. Juli 2020
Baranka Park am Belgradplatz, 1100 Wien

Die Baranka Park Gedenkfeier wird seit mehr als 10 Jahren vom Verein Voice of Diversity veranstaltet, um der Roma und Sinti zu gedenken, die Opfer des Nationalsozialismus wurden. Mit der Feier wird der Opfer gedacht und auch das Leben und die Kultur der Roma und Sinti sowie der jüdischen und Wiener Kultur gefeiert und vermittelt. Künstler/innen, Autor/innen, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Akteur/innen der Zivilgesellschaft, Politiker/innen – sie alle setzen am 20. Mai 2020 mit ihrem (kulturellen) Wirken ein Zeichen gegen das Vergessen.

Baranka Park am Belgradplatz, 1100 Wien
Anfahrt: Bus 7A und 65A (Haltestelle Belgradplatz), Straßenbahn 6, Haltestelle Bernhardtstalgasse, Fußweg ca. 3 Minuten über Bernhardtstalgasse)

Bei Schlechtwetter ganz in der Nähe:
Waldmüllerzentrum, Hasengasse 38, 1100 Wien
(Anfahrt mit 6 zu Neilreichgasse oder 14A zu Sonnleithnergasse)

Aufgrund der COVID-19 Verordnung wird die 12. Baranka Park Gedenkfeier verschoben!
NEUER TERMIN: Do, 02. Juli 2020

Programm, 02. Juli 2020

17 Uhr – Eröffnungsworte
Zahlreiche Persönlichkeiten kommen zu Wort und geben kurze Statements, um ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen und den Blick für die Gegenwart und Zukunft zu schärfen.

17.15 Uhr – Lesung Doris Stojka

17.30 Uhr - Moša Šišic & Kinder Konzert

17.45 Uhr - Lesung Stefan Horvath

18 Uhr – Harri Stojka's Gipsy Jazz Trio

18.30 Uhr - Lesung Katharina Janoska

19 Uhr - Tommy Hojsa Duo
Tommy Hojsa ist ein Experte und Musiker des Wienerlieds, Komponist und auch Theatermusiker. Am liebsten bewegt er sich zwischen den musikalischen Welten, dem klassischen und experimentellen Wienerlied, der Theatermusik, dem Jazz und weit darüber hinaus. Er beschäftigt sich mit der Vertonung von Texten, ist Interpret am Klavier und Akkordeon als auch Begleiter zahlreicher Sänger/innen.

20 Uhr – Aliosha Biz & the "New Klezmer Trio"
In ihrem aktuellen Programm haben die drei Künstlerfreunde alte und neue Klezmer-Melodien und viele beliebte jiddische Lieder zu einer bunten Collage zusammengestellt. Ein Programm zum Zuhören und Mitsingen, zum Lachen, Nachdenken und Verstehen.

21 Uhr – Harri Stojka & Roma Musik Ensemble
Der international bekannte Roma Gitarrist Harri Stojka wendet sich seinen "Wurzeln" zu. Wobei in diesem Fall “Wurzeln” eigentlich “Straßen” bedeutet – jene, denen seine nomadischen Vorfahren über Jahrhunderte zwischen Asien und Europa gefolgt sind. Ihre Musik wurde so zum Spiegel der Klangkünste ganzer Kontinente, die sie mit ihren eigenen Traditionen von Improvisation und Virtuosität verbanden. Harri Stojkas musikalische Laufbahn ist immer schon eine Fortsetzung dieser alten Reise gewesen und sie hat auch ihn zu immer neuen Formen von Musik geführt.


Rastplatz der Roma & Sinti- ein historischer Ort 

 

Quelle: Archiv Goettlicher Bezirksmuseum Simmering

Seit dem 18. Jahrhundert war die Hellerwiese Lager- und Rastplatz der Roma (aus dem Stamm der Lovara) und Sinti, die ihre Teppiche, Stoffe und Pferde bis in den Grazer Raum handelten. Die fahrenden Händler lebten mit ihren Wohnwägen auf der Wiese in unmittelbarer Nähe zur Schokoladen-Fabrik Heller. Der Austausch mit den Nachbarn war freundschaftlich und von gegenseitigem Respekt, bis 1940 das NS-Regime auf die Roma- und Sinti Familien aufmerksam wurde. Das Gelände wurde zunächst eingezäunt und stand unter Beobachtung. Im Jahr 1941 verschleppte die Gestapo schließlich blindwütig und gnadenlos alle auf der Wiese lebenden Menschen in Konzentrationslager.

Zeitzeuge Mongo Stojka

Johann „Mongo“ Stojka, der als Kind mit seiner Familie selbst auf der Wiese gelebt hatte, war einer der ganz wenigen, die das Konzentrationslager überlebten. Sein Vater erkannte die Gefahr durch die Nazis frühzeitig und übersiedelte die acht-köpfige Familie nach Ottakring nahe dem Kongressbad. Die Räder des Wohnwagens montierte der Vater kurzerhand ab und machte aus dem mobilen Heim ein kleines Holzhaus mit festem Standort. Doch 1943 wurde auch die Familie Stojka von der Gestapo ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert und erlebte Schreckliches. Mit Hilfe seines Sohnes, dem international bekannten Gitarren-Virtuosen Harri Stojka, begann er schließlich, die Geschichte dieses historischen Ortes, die auch seine eigene war, aufzuarbeiten und öffentlich zu machen.

In seinem Buch "Papierene Kinder" (Molden, Wien 2000) hat Mongo Stojka seine Erinnerungen an die Familie auf der Hellerwiese, die den Roma und Sinti als Lagerplatz so lange ein zu Hause war, festgehalten und versucht, den blanken Horror, der folgte, zu benennen.

Im Jahr 2003 wurde der Park schließlich nach der angesehenen Naturheilerin Helene „Baranka“ Huber - Großmutter von Mongo Stojka und Stammes-Oberste - in Baranka Park umbenannt. Seit 2009 organisiert der Verein Voice of Diversity die jährliche Baranka Park Gedenkfeier, um die unermüdliche Aufklärungsarbeit und Bewusstseinsbildung von Mongo Stojka, der im März 2014 verstorben ist, weiter zu führen.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei folgenden Fördergebern für die Unterstützung