15. & 16. 12. 2023
Fest der kulturellen Vielfalt in Ottakring
Kommunikation, Kunst & Kultur zum besseren Miteinander
Ort:
SOHO STUDIOS / Sandleitenhof

1160 Wien; Liebknechtgasse 32
Eintritt frei

JUBILÄUM »30 Jahre Anerkennung der Roma als Volksgruppe in Österreich«

Zum 30jährigen Jubiläum der Anerkennung der Roma als Volksgruppe in Österreich organisiert der Verein VOICE OF DIVERSITY eine zweitägige Veranstaltungsreihe:

Freitag, 15. Dezember 2023

17.00 – 18:45 Uhr PODIUMSGESPRÄCH
Der Schriftsteller und Roma-Aktivist Samuel Mago im Gespräch mit

Christine Gaal / Burgenland-Romni,
Gründungsmitglied & Schriftführerin des Kulturvereins Österr. Roma

Dr. Franz Vranitzky / Bundeskanzler a.D.
Wegbereiter zur Anerkennung der Roma

Silvana Meixner / sie war Journalistin, Redaktionsleiterin & Moderatorin des ORF,
am 3.12.1993 wurde sie Opfer einer Briefbombe

Dr. Erika Thurner / Politikwissenschaftlerin und Historikerin

 19.00 Uhr KONZERT
„Roma-Musik“ mit dem Harri Stojka Ensemble
„Das Wienerlied“ / Rudi Koschelu & Tommy Hojsa
Harri Stojka ACOUSTIC DRIVE mit dem Bläser Ensemble unter der Leitung von Herbert Berger

Samstag, 16. Dezember 2023

 17.00 Uhr KONZERT
Moša Šišic Band & seinen SchülerInnen

 19.00 Uhr VIDEO-LIVESTREAM aus dem „Offenen Haus Oberwart“ OHO im Burgenland
Moderation: Marion Dworzack / Roma Aktivistin und stellv. Obfrau des Vereines Voice of Diversity

15.12. (17.00 – 18.45 Uhr): PODIUMSGESPRÄCH
»30 Jahre Anerkennung der Roma als Volksgruppe in Österreich«

Samuel Mago / Moderator des Abends

Christine Gaal , geb. Sarközi / Burgenland-Romni, Gründungsmitglied & Schriftführerin der Kulturvereins Österr. Roma

Dr. Franz Vranitzky / / Bundeskanzler a.D. (angefragt), Wegbereiter zur Anerkennung der Roma

Silvana Meixner / war Journalistin, Redaktionsleiterin & Moderatorin des ORF von 1988 – 2023

Dr. Erika Thurner / Politikwissenschaftlerin und Historikerin

Am 16. Dezember 1993 wurden die Roma durch einstimmigen Beschluss im Hauptausschuss des Nationalrates als sechste Volksgruppe in Österreich anerkannt. Die Bezeichnung „Volksgruppe der Roma“ gilt als Oberbegriff für die verschiedenen in Österreich lebenden Gruppen (Burgenland-Roma, Sinti und Lovara).

Die Anerkennung brachte die minderheitenrechtliche Gleichstellung mit anderen Volksgruppen in Österreich. Sie war ein wichtiger Erfolg der Roma-Zivilgesellschaft, die sich seit Ende der 1980er Jahre immer lauter für gleiche Rechte und Chancen und gegen Diskriminierung von Roma in Österreich stark machte. Somit konnten Roma Aktivitäten setzen zur Förderung ihrer Sprache und Kultur und eine Organisationsstruktur zur Vertretung ihrer Interessen aufbauen.

Das Jahr 1993 war in vieler Hinsicht für Österreich bedeutsam. Im Juni fand die Weltkonferenz für Menschenrechte statt. Das Ergebnis, die Wiener Erklärung, setzte wichtige Standards für Menschenrechte und bestärkte für Minderheiten das Recht ihre Kultur und Sprache frei zu leben und den Schutz vor Diskriminierung. Diese Entwicklungen aber wurden ab Dezember 1993 von der Briefbombenserie des rechtsextremen, österreichischen Terroristen Franz Fuchs überschattet, der Österreich über drei Jahre in Angst und Schrecken versetzte.

Der Pfarrer August Janisch, Silvana Meixner, Mitarbeiterin der Minderheitenredaktion des ORF und der Wiener Bürgermeister Helmut Zilk zählten zu den ersten Opfern die schwer verletzt wurden. Die Ermordung von Peter Sarközi, Josef Simon, Karl und Erwin Horvath, vier Roma aus Oberwart in der Nacht vom 4.-5. Februar 1995, mit einer Rohrbombe, die mit der Aufschrift „Roma, zurück nach Indien“ versehen war, war der schwerste Terroranschlag in Österreich in der Zweiten Republik. Der öffentliche Diskurs rund um die brutale Ermordung der vier Roma wiederspiegelte den bestehenden Antiziganismus und Hass gegen Roma in der österreichischen Gesellschaft.

Die Ereignisse bestärkten auch viele Roma und ihre Mitstreiter*innen, dass es eine starke Interessenvertretung benötigt, um die Rechte der Roma durchzusetzen und Rassismus und Diskriminierung abzubauen.

Das Podiumsgespräch anlässlich der 30jährigen Anerkennung der Roma als 6. Volksgruppe in Österreich beleuchtet die Ereignisse rund um die Anerkennung, die wichtige Pionierarbeit, aber auch Rückschritte in den Folgejahren und zieht Bilanz über die Erfolge von 30Jahren Volkgruppenpolitik für Roma in Österreich.

  • Wie war die Situation der Roma Ende der 1980er Jahre in Österreich und warum kam es zu einer Initiative für die Anerkennung als Volksgruppe?
  • Wie war das allgemeine politische Klima für Minderheitenangehörige Anfang der 1990er Jahre?
  • Welche internationalen oder auch österreichischen Entwicklungen waren bestimmend für ein Wandel in der Anerkennungspolitik?
  • Welche Allianzen und Vorbilder gab es zu der Zeit?
  • Heimat, Fremde Heimat wurde ein Sprachrohr für viele Minderheitenstimmen in Österreich, auch für Roma?
  • Welche Auswirkungen hatte die Anschlagserie des rechtsextremen Franz Fuchs auf Minderheiten in Österreich? – und auch die Situation der Roma?
  • Was sind die Erfolge der letzten 30 Jahren seit der Anerkennung der Roma als Volksgruppe?
  • Was sind aktuelle Forderungen?

All diese Fragen versucht der Verein Voice of Diversity am 15. Dezember 2023 im Rahmen des Podiumsgesprächs zu beantworten.

AUF DEM PODIUM
SAMUEL MAGO
geboren 1996 in Budapest. Lebt seit 2000 in Wien. Er ist stellvertretender Präsident der HÖR, studiert derzeit Transkulturelle Kommunikation an der Uni Wien, ist Rom*nja-Aktivist und Schriftsteller in der edition exil. Samuel Mago stammt aus einer Rom*nja-Familie mit mütterlicherseits jüdischen Wurzeln. Er arbeitet als Antirassismustrainer und als ORF-Redakteur für »Heimat, Fremde Heimat«.

CHRISTINE GAAL, geb. Sarközi
wurde 1949 als Burgenland-Romni in Unterschützen geboren, wo sie gemeinsam mit ihren Brüdern aufwuchs und zur Schule ging (8 Jahre Volksschule, mehr Bildung war Roma-Kindern damals nicht möglich). Sie zog nach Wien, wo sie eine Gaje heiratete, zwei Kinder großzog und als Putzfrau und Hausbesorgerin arbeitete. Als ihr (2016 verstorbener) Cousin Prof. Rudolf Sarközi im Jahr 1991 den Kulturverein Österreichischer Roma ins Leben rief, war sie schon als Gründungsmitglied dabei und seither im Verein aktiv tätig – aktuell als Schriftführerin.

DR. FRANZ VRANITZKY (angefragt)
Österreichischer Bundeskanzler von 1986 bis 1997 und von 1988 bis 1997 Bundesparteivorsitzender der SPÖ.

Wegbereiter zur Anerkennung der Roma als sechste Volksgruppe in Österreich!
In der Rede vor dem Nationalrat am 8. Juli 1991 relativierte der damalige Bundeskanzler Vranitzky die bis dahin auch von offizieller Seite hochgehaltene „Opfer-These“ , wonach Österreich erstes Opfer der Machtentfaltung des Deutschen Reiches unter Adolf Hitler gewesen sei, sondern bekannte auch die Mitschuld der Österreicher am Zweiten Weltkrieg und dessen Folgen:

„Es gibt eine Mitverantwortung für das Leid, das zwar nicht Österreich als Staat, wohl aber Bürger dieses Landes über andere Menschen und Völker gebracht haben.“

„Wir bekennen uns zu allen Taten unserer Geschichte und zu den Taten aller Teile unseres Volkes, zu den guten wie zu den bösen; und so wie wir die guten für uns in Anspruch nehmen, haben wir uns für die bösen zu entschuldigen – bei den Überlebenden und bei den Nachkommen der Toten.“
(Wikipedia)

SILVANA MEIXNER
Silvana Meixner wurde 1958 in Split in Kroatien geboren. Nach der Matura studierte sie zunächst Soziologie und Pädagogik an der Universität in Zadar und absolvierte anschließend ein Wirtschaftskolleg in Split. 1986 kam Silvana Meixner nach Wien, seit 1988 ist für den ORF tätig, wo sie am Aufbau der Minderheitenredaktion maßgeblich beteiligt war. Seit Anbeginn ist Silvana Meixner eine der ModeratorInnen der Sendung „Heimat Fremde Heimat“. Seit 2007 leitet sie die Minderheitenredaktion. Die Mutter eines Sohnes wurde 2019 mit dem renommierten Ari Rath Preis für kritischen Journalismus ausgezeichnet und im Jahr 2022 mit dem Wiener Journalistinnenpreis für das Jahr 2021.

DR. ERIKA THURNER
Dr. Erika Thurner war bis 2016 Professorin am Institut für Politikwissenschaft der Univ. Innsbruck.
Sie veröffentlichte zeithistorische und politikwissenschaftliche Publikationen zu Roma und anderen Minderheiten und beschäftigt sich auch mit Parteien-, Nations- und feministischen Forschung. Lehrtätigkeit an den Universitäten Linz, Wien, Innsbruck und Salzburg. Seit den 1980er Jahren koordiniert sie Aktivitäten zur gesellschaftlichen und materiellen Anerkennung der Roma als NS-Opfer.

15.12. (ab 19.00 Uhr): KONZERT

Roma Musik mit Harri Stojka Ensemble

Harri Stojka: Gitarre / Patrizia Ferrara: Gesang / Maria Tarnavska: Gesang / Geri Schuller: Keyboard / Joschi Schneeberger: Bass / Sigi Meier: Schlagzeug / Andi Steirer: Percussion

„Das Wienerlied“ mit Rudi Koschelu & Tommy Hojsa & Constanze Hojsa

Der virtuose Akkordeonist Tommy Hojsa mit seiner Bandbreite von Burgtheater über Konzerthaus bis Heuriger, stammt aus der Wienerlied Dynastie der Hojsas und ist aus der Wienerlied Szene nicht wegzudenken. Genau so wenig wie Rudi Koschelu, Kontragitarrist, Wienerlied Sänger und Dudler, Wegbegleiter und Lehrer der besten des Genres. Eine der interessantesten Formationen der Wiener Musik.

HARRI STOJKA acoustic drive & Bläser-Ensemble unter der Leitung von Herbert Berger

Harri Stojka: Gitarre / Joschi Schneeberger: Bass / Geri Schuller: Keyboard / Sigi Meier: Schlagzeug / Herbert Berger: Saxophon / Alois Eberl: Posaune / Daniel Nösig: Trompete / Valerien Schwärzler: Tuba

unsere Gäste werden sein:
Konstanze Breitebner
Walter Schmögner und seine Frau (Alexandra)
Josef Lorenz und seine Frau (Andrea) Schauspieler 
Mozes Heinschink
Dr. Christiane Fennesz

Harri Stojka, geboren als Harald Wakar Stojka 1957 in Wien, ist ein Musiker von Weltruf. An und mit der Gitarre, seinem Instrument, ist Stojka zugleich Spezialist und Universalist. Dem in seinem ewig jungen, inspirierten und inspirierenden Spiel mit und um die „time“ in den verschiedensten musikalischen Konstellationen jede künstlerische Beliebigkeit fremd ist.

Stil- und Genre-Bezeichnungen, deren vermeintliche Grenzen (Jazz, Blues, Rock, World, Swing … you name it, Stojka played and plays it!) dienen dabei höchstens als Orientierungspunkte oder Dialekte jener einen Weltsprache, der sich der aus einer Lovara-Roma Dynastie stammende Harri Stojka immer neugierig, immer offen und mit großem Ausdruck souverän bedient: Musik!

Ein aktueller Schwerpunkt von Harri Stojkas Live-Arbeit 2023 liegt dabei ganz klar in der Formation ACOUSTIC DRIVE gemeinsam mit seinen kongenialen Partnern Herbert Berger am Saxophon, Joschi Schneeberger am Bass und Sigi Meier am Schlagzeug. Hier wird Stojka style einem anderen von dessen wichtigen Einflüssen, Django Reinhardt und dessen musikalischem Universum nachgespürt, als Grundsatz dafür umreißt der Gitarrist den Ansatz von ACOUSTIC DRIVE prägnant als „moderne Jazz-Solistik mit Akustik-Gypsy-Sound“.

Was diese Worte knapp charakterisieren, transzendiert im Konzert die Limitierungen eines reinen Tributs, Stojka & Co gehen in die Vollen ihrer instrumentalen Ausdrucksmöglichkeiten, lassen ihre Musikalität nicht nur durch das Material Reinhardts sprechen, sondern bewegen sich ebenso dynamisch mit den Eigenkompositionen von Harri Stojka, der „drive“ im Bandnamen darf wörtlich genommen werden und zieht das Publikum rasch in seinen Bann.

16.12. (17.00 Uhr) KONZERT
Moša Šišic Band & seine SchülerInnen

Moša Šišic Band: Mosa Sisic: Violine / Jasmina Sisic: Gesang / Miki Sisic: Schlagzeug

Moša Šišic ist in einer Musikerfamilie aufgewachsen, in der das Geigenspiel über Generationen hinweg gepflogen wurde. Sechs Jahre studierte er am Konservatorium in Wien. Seit vielen Jahren spielt er mit seiner Familie, seiner Frau Jasmina, seinen Kindern und anderen Mitgliedern der Familie und Freunden. Als Meister der Violine hat Moša Šišic seinen eigenen Stil entwickelt, der sich von der Romamusik ableitet. Gleichzeitig sind auch immer wieder Einflüsse aus der Welt des Orients und des Balkans – seine Art einer „Gipsy-Worldmusik” – in seiner Musik zu entdecken. Er führt uns durch seine musikalische Welt und zeigt uns auch seinen Humor. Von seiner Gruppe harmonisch und rhythmisch getragen, lässt er seine phantasievollen Improvisationen aufblühen. Moša Šišic ist ein Garant für stimmungsvolle, ausdrucksstarke und feurige Konzerte. Mit seiner Bühnenpräsenz gelingt es ihm im Handumdrehen das Publikum in Bann zu ziehen.

16.12. (19.00 Uhr) VIDEO-LIVESTREAM im Soho Studio

aus dem „Offenen Haus Oberwart“ OHO im Burgenland zur „30jährigen Anerkennung der Roma als Volksgruppe in Österreich“
Das Fest mit jeder Menge Literatur & Musik aus Oberwart!
Eröffnung durch Bundespräsident Dr. Alexander van der Bellen

PROGRAMM
Beginnend mit Texten
von Ceija Stojka, gelesen von Nuna Stojka (Schwiegertochter)
und musikalisch begleitet von Hojda Stojka (Sohn von Ceija), Musik der 1. Romaband des Burgenlands – Romano Rath,
Lesung von Stefan Horvath (Verlor beim Attentat einen Sohn und begann danach zu Schreiben), musikalisch begleitet von Fery Janoska,
Musik der Leon Berger Band,
Musik mit CD-Präsentation des Joschi Schneeberger Gypsy Swingtet (Sinti-Musiker)
und zum Abschluss DJ – Melinda Stojka.

INFOS:

Wir danken unseren Fördergebern und Unterstützern:

Stadt Wien Kultur
Bundeskanzleramt  Volksgruppen
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung

Unser Dank gilt auch unseren Kooperationspartnern:

SOHO Ottakring (Ula Schneider und das gesamte SOHO Team)
Roma Volkshochschule Burgenland – VHS Roma
HÖR

Tontechnik: Thomas Löffler
Licht: Osvaldo Alvarez
STREAM am Samstag: Peter